Lehrkräfte sollen ihren Schülern Medienbildung vermitteln und stehen daher mit im Zentrum der Betrachtung. Ohne ausgeprägte eigene Medienkompetenz können sie die zu vermittelnden Inhalte kaum weitergeben. Lehrer müssendarüber hinaus über eine facettenreiche medienpädagogische Kompetenz verfügen, um Medien didaktisch nutzenund medienpädagogische Konzepte entwickeln und umsetzen zu können (Breiter & Grafe, 2014).
Daher stellt sich die Frage nach Stellenwert und Umfang der Medienbildung in der Lehreraus- und -fortbildung. Angesichts wenig verbindlicher curricularer Vorgaben sind zudem die Motivation und das Eigeninteresse der Lehrer ausschlaggebend. Sie müssen gern mit (digitalen) Medien arbeiten und Medienkompetenz auch vermitteln wollen.
Tatsächlich ist eine medienpädagogische Grundbildung bisher nur in wenigen Bundesländern als verpflichtender Bestandteil in der Lehrerbildung umgesetzt. In den Studienordnungen und in der Prüfungspraxis bleibt dieser Bereich oft optional und der Besuch entsprechender Lehrveranstaltungen unverbindlich (Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Internet und Digitale Gesellschaft“, 2013; Kammerl & Mayrberger).
Eine Lehrerbefragung von Breiter & Büsching (2011)zeigt in den beiden Phasen der Lehrerausbildung deutliche Fortschritte, wenn auch auf überraschend niedrigem Niveau.Unabhängig von den Inhalten der eigenen Ausbildung beurteilen die meisten jüngeren Lehrer zumindest ihre technischen Fertigkeiten im Umgang mit Computer und Internet als gut. Ab einem Alter von etwa 45 Jahren stuft fast jeder dritte Lehrer seine eigenen IT-Kompetenzen kritisch ein.
Angesichts der vorherrschenden Altersstruktur der Lehrer in Deutschland ist dies als ein wesentliches Hemmnis für eine verbesserte Medienkompetenzvermittlung anzusehen. Die Fortbildung der Lehrerschaft ist vor diesem Hintergrund von elementarer Bedeutung. In allen Bundesländern existieren entsprechende Angebote. Auch hier ist die Verbindlichkeit jedoch oft gering. Eine Umfrage des BITKOM (2011c) zeigt zudem, dass gerade ältere Lehrer in geringerem Maße Fortbildungsangebote zum Einsatz neuer Medien im Unterricht in Anspruch nehmen.
Als Begründung, weshalb keine Fortbildungsangebote im Bereich digitaler Medien wahrgenommen wurden, wird von den Lehrern insbesondere angeführt, dass anderen Themen eine größere Priorität bei der Fortbildung zukommt, die Schule über keine entsprechenden Angebote verfügt oder die Zeit dafür fehlt (BITKOM,2014).
Die Daten legen den Schluss nahe, dass gerade die IT-fernen Lehrer wenig Bereitschaft zeigen, sich auf das Thema digitale Medien einzulassen und sich mit den damit verbundenen Möglichkeiten für die Unterrichtsgestaltung gedanklich auseinanderzusetzen. Umgekehrt scheint es, dass vor allem die ohnehin IT-affinen Lehrer dafür offen sind, sich noch zusätzliches Knowhow anzueignen.
Beitrag aus: Medienbildung an deutschen Schulen. Handlungsempfehlungen für die digitale Gesellschaft. Herausgeber: atene KOM GmbH, Berlin 2014)
Quellen:
BITKOM (Hrsg.) (2011c). Schule 2.0. Eine repräsentative Untersuchung zum Einsatz elektronischer Medien an Schulen aus Lehrersicht. Zugriff am 12.12.2016. Verfügbar unter www.bitkom.org/files/documents/BITKOM_Publikation_Schule_2.0.pdf
BITKOM (Hrsg.) (2014). Digitale Schule – vernetztes Lernen. Zugriff am 13.12.2016. Verfügbar unter www.bitkom.org/files/documents/BTIKOM_Charts_PK_Digitale_Schule_07_05_2014.pdf
Breiter, A. & Grafe, S. (2014). Modeling and Measuring Pedagogical Media Competencies of Pre-Service Teachers. AERA Annual Meeting 3.4.2014, Philadelphia, PA.
Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Internet und Digitale Gesellschaft“ (2013). Sechster Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“. Bildung und Forschung. Drucksache 17/12029. Zugriff am 13.12.2016. Verfügbar unter http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/120/1712029.pdf